Farben begegnen uns überall, in der Natur, in der Kunst, in der Einrichtung unserer eigenen Wohnung. Für uns ist der emotionale Umgang mit Farben so selbstverständlich, dass wir deren Bedeutung kaum noch Beachtung schenken. Wir umgeben uns ganz selbstverständlich mit Farben, die uns gefallen, oder besser, die wir für den Anlass angemessen halten.
Wir träumen von roten Sportwagen, trauern in schwarz, bewundern die gelbe Sonne und den blauen Himmel. Es ist nicht verwunderlich, dass Farben auch in der Welt des Designs eine maßgebliche Rolle spielen. Mancher Laie spottet sogar, dass die Aufgabe des Designers in erster Linie daraus bestünde, Apps schön bunt einzufärben. Wir wissen natürlich, dass gutes Design ein komplexes Feld ist, das tiefgreifendes Wissen von Gestaltungsregeln, Marketingüberlegungen und psychologischen Verhaltensmustern voraussetzt. Dennoch ist es nicht von der Hand zu weisen, wie wichtig das Verständnis von Farben, ihrer Ästhetik und ihrem Einfluss auf Benutzererfahrung und Markenwahrnehmung sein kann.
Die psychologische Wirkung von Farben
Auch wenn die psychologische Wirkung von Farben stark von unserer gesellschaftlichen und persönlichen Prägung abhängig ist, können wir dennoch einige Trends ableiten. Während warme Farben Leidenschaft und Gesundheit, aber auch Gefahr und Wut ausdrücken können, verbinden wir mit kalten Farben Ruhe und Entspannung, können aber auch ein Gefühl von Melancholie und Traurigkeit verspüren.
Rot gilt als besonders emotionale Farbe, die wir mit Liebe und Leidenschaft, aber auch Gefahr und Zorn in Verbindung bringen. Grün ist die Farbe der Natur, steht für Wachstum und Glück, kann aber auch giftgrün interpretiert werden. Gelb ist die Farbe der Fröhlichkeit, des Optimismus und der Kreativität. Blau strahlt Ruhe und Vertrauen aus und ist daher für Unternehmen sehr beliebt. Während Schwarz als elegant, kraftvoll, aber auch bedrückend wahrgenommen werden kann, steht Weiß für Reinheit und Eleganz.
Diese psychologischen Assoziationen können uns helfen, mit unserem Produkt die gewünschte emotionale Wirkung zu erzielen. Im Banking strahlt Blau Vertrauen aus, im Umweltschutz lässt uns Grün an die Natur denken. Neben dem allgemein vermittelten Eindruck lassen sich auch einzelne Interaktionen bewusst beeinflussen. So kann ein roter Button die Aufmerksamkeit des Users auf sich ziehen.
Der Farbkreis
Die Grundfarben lassen sich am einfachsten im Farbkreis visualisieren. Dieser verdeutlicht die Beziehung der einzelnen Farben zueinander. Die Basis bilden die drei Primärfarben Blau, Rot und Gelb. Werden zwei Grundfarben gemischt, ergeben sich die Sekundärfarben Grün, Orange und Violett. Die sechs Tertiärfarben entstehen durch die Mischung einer Primärfarbe mit einer Sekundärfarben. Je näher zwei Farben beieinander liegen, desto besser harmonieren sie miteinander. Je weiter sie auseinanderliegen, desto größer wird der Kontrast.
Die Farbe im Detail
Farbtiefe(engl. shades) und Farbwert(engl. tints) spezifizieren die genauen Eigenschaften einer Farbe. Wird eine Farbe mit Schwarz gemischt, beeinflusst dies die Farbtiefe. Reduzieren wir die Intensität der Farbe, verändern wir den Farbwert. Die Nutzung unterschiedlicher Sättigungs- und Helligkeitsstufen einer Farbe ermöglicht visuelle Vielfalt, schafft gleichzeitig aber auch eine einheitliche gestalterische Linie. Zum Beispiel können Elemente in einem dunkleren Blauton sehr gut auf einem hellblauen Hintergrund platziert werden.
Der Kontrast
Insbesondere zu beachten ist dabei der Kontrast zwischen den verwendeten Farben, Farbtiefen und -werten. Eine ausgewogene Farbpalette ist entscheidend für eine gute Lesbarkeit und hilft wichtige Elemente hervorzuheben. Gleichzeitig sollte auch ein zu extremer Kontrast vermieden werden, um schnelle Ermüdung der Augen zu vermeiden.
Hinsichtlich der Barrierefreiheit ist der Kontrast einer der wichtigsten Faktoren. Ein hoher Kontrast zwischen Text und Hintergrund hilft, den Inhalt für möglichst viele Menschen lesbar zu machen. Da nicht alle Menschen Farben im gleichen Umfang wahrnehmen können, sollte vermieden werden, Farben als ausschließliches Unterscheidungsmerkmal zu verwenden. Muster und Texturen können hier beispielsweise Abhilfe schaffen.
Das Zusammenspiel von Farben
Farbe wirkt im Zusammenspiel mit ihrem Umfeld. Benachbarte Farben, Grafiken, aber auch schon ein weißer Hintergrund, können die Art, wie wir Farben wahrnehmen, massiv beeinflussen. Wie bereits im entsprechenden Abschnitt erwähnt, harmonieren Farben besser miteinander, wenn sie im Farbkreis näher beieinander liegen. Der Kontrast erhöht sich, je weiter sie auseinander liegen. Wie die Abbildung zeigt, wirken einige Kombinationen auf die Augen sehr ermüdend, andere sind durch ihren geringen Kontrast für Texte ungeeignet. Es lohnt sich also, einen Blick auf das Farbrad zu werfen, wenn wir Farben sinnvoll kombinieren wollen.
Der Aufbau von Farbpaletten
Um Farben sinnvoll und harmonisch zu kombinieren, haben sich mehrere sinnvolle Konzepte herausgebildet, die uns unser Leben erleichtern. Analoge Farben liegen im Farbkreis nebeneinander. Sie erzielen eine lebendige, natürliche Komposition voller Harmonie. Komplementärfarben befinden sich auf den gegenüberliegenden Seiten des Farbkreises. Um unangenehme Kontraste zu vermeiden, kann es sinnvoll sein, eine dominante Farbe auszuwählen und mit den verbleibenden Farben gezielt Akzente zu setzen. Gelingt uns eine gute Balance, ergibt sich ein ausgewogenes und spannendes Bild. Triaden bieten gleichmäßig über das Farbrad verteilte Farben (jede 4. Farbe). Auch hier kann es sinnvoll sein, eine dominante Farbe zu bestimmen, wenn andernfalls kein ausgewogenes Kontrastverhältnis erzielt werden kann. Als legitime Alternative zur klassischen Triade ist es auch möglich, die Komplementärfarbe unserer dominanten Farbe zu bestimmen und deren direkte Nachbarfarben als Akzentfarben zu verwenden. Diese Alternative bietet starken Kontrast zwischen dominanter Farbe und Akzentfarben, sorgt aber gleichzeitig für ein harmonisches Bild zwischen den Akzentfarben selbst.
Die Verwendung von Farben in der Designpraxis
In diesem Blogartikel haben wir uns mit der allgemeinen Farbtheorie auseinandergesetzt und betrachtet, wie wir Farben kategorisieren und sinnvoll kombinieren können. Für die kommenden Wochen plane ich, in einem weiteren Artikel die Verwendung der Farbe aus Perspektive des Designers genauer zu beleuchten. Der Schwerpunkt wird auf der Zusammenstellung einer individuellen Farbpalette für dein Projekt liegen, angereichert mit einigen praktischen Tipps aus dem Alltag. Ein erneuter Besuch des Blogs lohnt sich also.
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